Mittwoch, 07 August 2024 13:09

Zukunft der Stuttgarter Festkultur - Genusstage auf der Kippe

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Stuttgart Stuttgart fot: pixabay

Seit mehr als drei Jahrzehnten war das Sommerfest in Stuttgart ein Magnet für Besucher aus der ganzen Region. Mit seinem schicken Ambiente und den weißen Zelten bot es eine attraktive Mischung aus Kultur und Kulinarik. Doch 2019 markierte das letzte Jahr dieses traditionellen Events. Nach einer coronabedingten Pause und mehreren Herausforderungen, wie Personalnot und dem Rückzug von Sponsoren, entschied sich die Veranstaltungsorganisation in.Stuttgart für einen mutigen Schritt - das Sommerfest wurde durch die Genusstage ersetzt, ein Fest, das kleinere Dimensionen anvisierte, jedoch mit höheren kulinarischen Ansprüchen.

Rückblick und Neuausrichtung

Die Genusstage, die erstmals im August 2020 rund um die Markthalle und im Dorotheen-Quartier stattfanden, sollten eine Neuausrichtung der Stuttgarter Festkultur signalisieren. Trotz der Verkleinerung der Feierfläche und dem Fokus auf gehobene Kulinarik blieben die Rückmeldungen gemischt. Der Geschäftsführer der Märkte Stuttgart GmbH, Thomas Lehmann, äußerte sich selbstkritisch über das Pilotprojekt und erwähnte, dass beim Genuss noch "Luft nach oben" sei.

Aussetzung und Unsicherheit

Die große Belastung durch die vierwöchige Fußball-EM führte dazu, dass in.Stuttgart die Weiterführung der Genusstage für August 2023 aussetzen musste. Die Entscheidung, ein neues Stadtfest erst für das Jahr 2024 zu planen, reflektiert die aktuellen Herausforderungen, mit denen sich städtische Veranstaltungen konfrontiert sehen - von finanziellen Engpässen bis hin zur Abhängigkeit vom unbeständigen Wetter.

Ausblick und Entscheidungsfindung

Die Zukunft der Genusstage bleibt ungewiss. Marcus Christen, Abteilungsleiter bei in.Stuttgart, deutet an, dass erst im Herbst eine Entscheidung über die Fortsetzung im Sommer 2025 getroffen wird. Diese Unsicherheit spiegelt eine breitere Debatte über die Rolle und das Format städtischer Feste in einer Zeit wider, in der Kosten und Erwartungen steigen, während traditionelle Formate hinterfragt werden.

Ein kulturelles Dilemma

Die Entwicklung der Genusstage in Stuttgart steht exemplarisch für den Wandel städtischer Kulturfeste weltweit. Während die Kosten steigen und das Wetter unberechenbarer wird, müssen Städte innovative Wege finden, um ihre kulturellen Veranstaltungen attraktiv und finanziell tragfähig zu gestalten. Die Entscheidung von in.Stuttgart könnte wegweisend sein, wie städtische Feste in der Zukunft gestaltet werden - kleiner vielleicht, aber mit einem Fokus auf Qualität und Nachhaltigkeit.

Quelle: Stuttgarter Zeitung