Montag, 03 November 2025 15:22

Zunehmende Isolation in Baden-Württemberg

Rate this item
(0 votes)
Wachsende Einsamkeit in Baden-Württemberg. Wachsende Einsamkeit in Baden-Württemberg. Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

Einsamkeit greift in Baden-Württemberg immer stärker um sich. Eine neue Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung belegt, dass fast jeder dritte Mensch im Bundesland unter Isolation leidet. Besonders seit der Corona-Pandemie hat sich dieses stille Leiden deutlich verstärkt. Einsamkeit unterscheidet sich klar vom Alleinsein, denn sie ist kein gewählter Zustand, sondern ein Gefühl der Trennung und des Mangels an Zugehörigkeit.

Inhaltsverzeichnis:

Manne Lucha warnt vor gesellschaftlicher Gefahr

Der Gesundheitsminister von Baden-Württemberg, Manne Lucha, betonte, dass Einsamkeit nicht als individuelles Problem betrachtet werden darf. Sie betrifft alle Schichten und Altersgruppen. Nach den Ergebnissen der Bertelsmann-Stiftung hängt Einsamkeit weniger vom Wohnort ab, sondern vor allem von sozialem Kontakt, Einkommen und Gesundheitszustand. Menschen mit geringem Einkommen, chronischen Krankheiten oder Behinderungen sind besonders gefährdet. Ebenso betroffen sind viele Migrantinnen und Migranten.

Die am stärksten belastete Altersgruppe sind die 30- bis 65-Jährigen. Jüngere und ältere Personen zeigen zwar geringere Werte, sind aber nicht immun. Die Publizistin Daniela Kinnert hebt hervor, dass Einsamkeit nicht von der Zahl der Freunde abhängt, sondern von der Qualität sozialer Beziehungen. Wer sich nicht verstanden oder geborgen fühlt, kann sich trotz zahlreicher Kontakte einsam fühlen.

Gesundheitliche Folgen und gesellschaftliche Risiken

Einsamkeit wirkt sich gravierend auf Körper und Geist aus. Die Stiftung Patientenschutz bezeichnet sie als „größte Volkskrankheit“. Laut Studie führt anhaltende Isolation zu Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Problemen und einer geschwächten Immunabwehr. Ebenso steigt das Risiko für Schlaganfälle, Depressionen und Suchtverhalten. Dauerhafte Einsamkeit kann die Lebenserwartung verkürzen.

Mehr noch: Wer sich isoliert fühlt, verliert häufig Vertrauen in Mitmenschen und Institutionen. Das führt zu sinkender Bereitschaft, sich gesellschaftlich oder politisch zu engagieren. Damit gefährdet Einsamkeit nicht nur das Wohl einzelner, sondern auch die Stabilität demokratischer Strukturen. Informationen über ähnliche gesellschaftliche Herausforderungen in technologischen Kontexten finden Sie hier.

Anja Langness fordert soziale Begegnungsräume

Anja Langness, Expertin der Bertelsmann-Stiftung, sieht in Begegnungsorten und Nachbarschaftsinitiativen einen entscheidenden Ansatz. Menschen, die in ihre Umgebung eingebunden sind, erleben deutlich weniger Einsamkeit. Deshalb empfiehlt die Stiftung ein Netz aus Treffpunkten, Bildungsinitiativen und Beteiligungsangeboten. Besonders wichtig sind niedrigschwellige Programme für sozial Schwache, Kranke und Zugewanderte.

Kommunen sollen Vereine stärken und neue Formen des Austauschs fördern. Auch Unternehmen und das Gesundheitswesen werden aufgerufen, Einsamkeit frühzeitig zu erkennen. Weitere Beispiele für nachhaltige gesellschaftliche Ansätze finden Sie hier.

Maßnahmen und Projekte in Deutschland

Das Thema Einsamkeit rückt bundesweit stärker in den Fokus. Das Gesundheitsministerium von Baden-Württemberg unterstützt Wettbewerbe für innovative Projekte gegen Isolation. Stuttgart hat als erste Stadt in Deutschland eine Strategie gegen Einsamkeit entwickelt. Spaziergänge, Aufklärungskampagnen und lokale Aktionen sollen besonders schwer erreichbare Gruppen einbinden.

Nordrhein-Westfalen verabschiedete zudem einen Aktionsplan gegen Einsamkeit. Auch das Bundesfamilienministerium engagiert sich mit dem Kompetenznetz Einsamkeit, das eine digitale Deutschlandkarte mit Hilfsangeboten erstellt hat. Einen Überblick über verwandte gesellschaftliche Lösungen bietet mehr dazu.

Einsamkeit bleibt eine der zentralen sozialen Herausforderungen der Gegenwart. Sie verlangt gemeinsames Handeln, Aufklärung und dauerhafte Aufmerksamkeit – in Baden-Württemberg und darüber hinaus.

Quelle: t-online, www.milekcorp.com/de